Was ich bei den Traiskirchen Lions lernte: die Besonderheiten beim Basketball Training

Ich hatte das Vergnügen, in der letzten Saison den Bundesligisten Traiskirchen Lions in der medizinischen Abteilung zu unterstützen. Dabei war Basketball Neuland für mich. Das ist nicht zu unterschätzen, da schließlich jede Sportart seine eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Für Trainer und Therapeuten bedeutet dies, dass individuelle Lösungen gefragt sind, um seine Athleten optimal zu betreuen.

Ich konnte mich aber mit den speziellen Anforderungen für die Athleten schnell zurecht finden. Es ist ein körperlich sehr anspruchsvoller Sport mit harten Zweikämpfen. Neben der Technik, die die Basketballer beherrschen müssen, fordert der Sport Beweglichkeit, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer von den Athleten ab. Daher ist es essentiell für jeden Spieler zu 100% fit zu sein um den Belastungen während der langen Saison standhalten zu können.

Meine Aufgaben im Medical Team der Lions bestand zum großen Teil in der Spielervorbereitung: Massage, Stretching, Tapen – eben alles, was der Spieler vor dem Match benötigt um auf dem Court sein bestes geben zu können. Außerdem kam die Betreuung während und nach den Spielen hinzu. So habe ich etwa der Mannschaft mit Entspannungstechniken für eine bessere Regeneration nach dem harten Match weitergeholfen. Einige Athleten benötigten auch therapeutische Maßnahmen gegen langwierige Blessuren. Und nicht zuletzt mussten ebenso immer wieder akute Verletzungen während den Spielen behandelt werden.

Häufige Probleme im Basketball und was im Training beachteT werden sollte

Aus meiner Arbeit im Team des Traiskirchener Bundesligisten konnte ich sehr viel mitnehmen. Vor allem wenn es um die optimale Vor- und Nachbereitung der Athleten geht. Auch welche therapiebedürftigen Symptome auftreten und welche Maßnahmen zur Verletzungsvorbeugung und zur Leistungssteigerung  wichtig sind. 

Basketball Trainingsmethoden Traiskirchen Lions

Die häufigsten körperlichen Beschwerden beim Basketball:

  • Knieschmerzen
  • Handgelenkschmerzen (durch Stürze auf das Handgelenk und den Spätfolgen)
  • Fußgelenkschmerzen (durch umknicken der Fußgelenke, was bei dieser intensiven Sportart recht häufig vorkommt)
  • Spätfolgen von nicht rehabilitierten Verstauchungen an Fuß- und Sprunggelenken, die auf Knie und Hüfte Auswirkung haben kann
  • Rückenschmerzen

Maßnahmen zur Optimierung des Basketball Trainings und zur besseren Vorbeugung:

Zur Prophylaxe von Verletzungen die beim Spiel oder im Training passieren, aber auch um die Leistungen zu steigern, gibt es speziell für Basketballspieler einige Besonderheiten zu beachten.

Knieschmerzen vorbeugen

Die wichtigste athletische Voraussetzung um eine gute Leistung am Court zu zeigen, ist das Training der Hüftstreckung. Bei einem vertikalen Sprung hat die Hüftstreckung zu 80% Einfluss auf die Höhe des Sprungs. Die Streckung des Knie- und Fußgelenks sowie der Einsatz der Arme machen den Rest aus. Wenn ein Athlet zu intensiv mit der Kniestreckung arbeitet, anstatt die vordere Oberschenkelmuskulatur zu beanspruchen, wird sich diese langfristig verhärten. Dadurch kommt es bei Basketball Spielern häufig zu Knieschmerzen. Die Überlastung kann insbesondere zu einem Patellaspitzensyndrom (auch Jumper’s Knee genannt) führen, das sich durch Schmerzen im Bereich der Kniescheibenspitze bemerkbar macht.

Prophylaxe gegen Kreuzschmerzen

Wenn die Hüfststreckung nicht regelmäßig trainiert wird, schwächt das ebenso den gesamten Muskelapparat ab. Der Gluteus Maximus, unser großer Gesäßmuskel, ist daher einer der ersten Muskeln den man regelmäßig aufwecken sollte um vollen Einsatz bringen zu können. Im Alltag verkümmert dieser Muskel leider all zu schnell. Gerade durch langes Sitzen wird dieser weniger durchblutet. Außerdem ist es für den Körper einfacher, kleinere Muskeln zu verwenden, weshalb der Gluteus Maximus beim Training besondere Aufmerksamkeit verdient. Bei einem inaktiven Gesäßmuskel ist es im Übrigen auch naheliegend, dass Kreuzschmerzen entstehen. Der Umstand das die Spieler meist groß gewachsen sind, fördert diese Problematik noch mehr. Denn bei großen Sportlern haben die Hebelwirkungen einen bedeutenderen Einfluss.

Verbesserung beim Sprint und bei Sprüngen

Verbesserungspotential – bei allen Spielern in der Liga – sehe ich vor allem in der Posterior Chain: die Muskelgruppe, die den Rückenstrecker, den Gluteus Maximus und die Hamstrings umfasst. Die hintere Kette ist entscheidend für die Entwicklung von Sprint- und Sprungleistung was beim Basketball, im wahrsten Sinne des Wortes, spielentscheidend ist. 

Wichtige Trainingsmethoden beim Basketball

Um ein ordentliches Ganzkörpertraining zu absolvieren und die wichtigsten Muskeln zu kräftigen, sollten Basketballer die wichtigsten Basic-Übungen auf dem Trainingsplan haben: Die 45 Grad Backextension ist eine simple Übung, die sehr effektiv unsere gesamte hintere Kette trainiert. Dies sollte mit supinierten Klimmzügen und 45 Grad Bankdrücken kombiniert werden, damit der obere Rücken sowie die Brust- und Armmuskulatur ordentlich beansprucht wird. Eine Bauchmuskelübung und einbeinige Split Squats oder Aufsteiger ergänzen das Ganzkörpertraining optimal.

Doch nicht nur der Muskelaufbau ist beim Basketball von großer Bedeutung. Von meinem Standpunkt aus essentiell für eine hervorragende Leistung am Court ist ein langes Aufwärmprogramm – auch ohne Ball. Das habe ich durchgehend bei den besten Spielern der Liga beobachten können. Sie haben dabei die verhärtete Muskulatur gelockert und gestretcht. Außerdem wurde dabei die wichtigste Muskulatur für den Einsatz im Match durch spezielle Übungen aufgewärmt.

Von den Besten gelernt…

Es war eine großartige Zeit, die Lions während der vergangenen Saison zu begleiten. Nicht nur weil ich viel Erfahrung über das Training und die Therapie bei Basketball-Profis sammeln konnte, sondern weil es auch eine wahnsinnig aufregende und erfolgreiche Saison mit schönen Siegen und knappen Niederlagen war. Dabei hatte ich sogar die Gelegenheit Zoran Kostic – dem ÖBL Coach of the Year 2018 – über die Schulter zu schauen. Es war wirklich beeindruckend dem Trainer live am Spielfeldrand zuzusehen: Vor allem im Umgang mit engen und schweren Spielständen schafft er es, das beste aus seinem Team rauszuholen. Und die Jungs haben es schließlich weit gebracht als Zweiter in der Regular Season und Playoff-Teilnehmer.